Christoph Columbus - Der Don Quichote des Ozeans (B00PDSLMMO) by Jakob Wassermann

Christoph Columbus - Der Don Quichote des Ozeans (B00PDSLMMO) by Jakob Wassermann

Autor:Jakob Wassermann [Wassermann, Jakob]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9788026826057
Herausgeber: e-artnow
veröffentlicht: 2014-11-06T05:00:00+00:00


Wie verhält es sich nun mit Columbus in dieser Sache: Hat er die Sklaverei der Indios gewollt, oder hat er sich nur unter äußerem Zwang bereit gefunden, sie zu dulden, zu fördern, zu begünstigen? War es seine wohlerwogene Absicht von Anfang an, oder stammte der Plan aus dem Hirn der Geschäftemacher und Spekulanten, die ihn am Gängelband führten? Die Frage läßt sich nicht kurzerhand bejahen oder verneinen, dem steht die Kompliziertheit seines Charakters entgegen, die, je mehr man sie zu ergründen sucht, zu einer wahren Unerforschlichkeit wird. Sehe ich ihn als grandiosen geschichtlichen Don Quichote, sozusagen als den Ur-Don Quichote, so ist es gerade seine romantische Vorstellung von den Indios, die ihn nur zum Ritter von der traurigen Gestalt macht; die tragisch-groteske Szene, wie der scharfsinnige Junker kampfbegeistert mitten in die Hammelherde reitet und ein sinnloses Blutbad unter den erschrockenen Tieren anrichtet, ist auch ein zentrales Symbol für den Don Quichote des Ozeans. Er wußte nicht, wohin er ritt und wogegen er stritt. Er sah nicht, er begriff nicht. Und als er endlich begriff, stürzte er für immer in jene unheilbare Melancholie, die von jeher über ihm gelauert hatte wie eine tödliche Krankheit.

Als er eingesehen hatte, daß die Gründung von La Navidad ein Fehler gewesen war, des sumpfigen Klimas und des schlechten Hafens wegen, suchte er nach einem günstigeren Küstenplatz, der auch näher bei den vermuteten Goldbergwerken des Inlandes liegen sollte. Er wählte die fischreiche Bucht von Monte Christo, dort begann er im Dezember 1493 mit dem Bau der ersten spanischen Stadt in der Neuen Welt, die er Stadt der Königin nannte, Isabella, ihre Ruinen sind noch heute zu sehen. Die Indios, zumal die Frauen, gastfrei und hilfreich, wie stets bei der ersten Begegnung, brachten aus der fruchtbaren Landschaft die Fülle von Nahrungsmitteln, darunter auch Jamswurzeln, die die Europäer bald sehr schätzen lernten. Wichtiger war die noch unverbürgte Nachricht von der Nähe der Goldminen, es hieß, die Entfernung betrage nur hundertvierzig Kilometer, und sie lägen im Gebiet des Häuptlings Caonabo, desselben, der mit den Küstenstämmen in Fehde lebte und der, nach der Behauptung Guacamaris und seiner Leute, die Ansiedler von La Navidad getötet haben sollte. Der Admiral schickte eine Expedition in die Gegend, die Kundschafter kamen ganz aufgeregt zurück, sie schworen, sie hätten das Gold in den Tälern und Flüssen glänzen sehen, es gäbe dort Berge aus purem Gold, da wollte sich Columbus selbst von der Wahrheit der Berichte überzeugen und brach mit bewaffneter Begleitung ins Innere des Landes auf. Die Gebirge aus Gold wird er nicht gefunden haben; um sich ihrer für alle Fälle zu versichern, baute er im Distrikt von Cibao das Fort San Tomas, das im Laufe der Begebenheiten eine berüchtigte Mordstation wurde.

Vom Ende des Jahres an häuften sich die Widrigkeiten, und Columbus war der Mann nicht, sie mit ruhiger Hand und kühlem Kopf zu besiegen. Er hatte dann immer das beleidigte Gefühl, als wolle das Schicksal ihm persönlich übel, und der Ausweg, den er jeweils fand, war von einer verzweifelten Stimmung eingegeben und daher fragwürdig. Eine



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